19.04.2022 | Blog
Themenschwerpunkt Carsharing: Nachbarschaftsauto neu gedacht
Homberg (Efze), Sendenhorst, Overath oder Vatterstetten — solche Ortsnamen klingen nicht nach Großstadt. Doch eines haben sie miteinander und mit vielen weiteren Orten gemeinsam: Schon jetzt nutzen Menschen dort eine Carsharing-Fahrzeug statt dem eigenen Automobil. Der Bundesverband CarSharing e.V. zählt 446 Gemeinden in Deutschland mit weniger als 20.000 Einwohnern, an denen die zeitweise Autonutzung angeboten wird (Stand: 01.01.2021)[1]. Beim Autoteilen handelt es sich also nicht mehr um eine rein urbane Mobilitätsgewohnheit.
Dennoch: In dieser Größenklasse verfügen bundesweit nur 4,3 Prozent aller Gemeinden bislang über ein Carsharing-Angebot. Unter den Gemeinden bzw. Städten ab 20.000 Einwohnern steigt der Anteil der Orte mit Carsharing-Angebot dann sprunghaft auf über 40 Prozent an. Das geteilte Auto steht in dünnbesiedelten Gebieten nämlich vor einem ähnlichen Problem wie der öffentliche Nahverkehr: Für ein wirtschaftliches Angebot reicht die Nachfrage oft nicht.
Ohne Masse geht es kaum
Dabei passt der Ursprungsgedanke des Carsharing eigentlich viel besser ins Ländliche als in die Großstadt: Mehrere Menschen übernehmen gemeinsam Verantwortung für ein Fahrzeug und nutzen es auch gemeinsam. So begann beispielsweise "teilAuto", ein bundesweiter Carsharing-Anbieter, sozusagen als Nachbarschaftsauto, das sich zehn Gleichgesinnte teilten. Heute belegt das Unternehmen mit rund 1.300 Fahrzeugen und rund 54.000 Kunden[2] Rang drei in der Liste der größten Betreiber von stationsbasiertem Carsharing.[3]
Solche Zahlen lassen sich freilich nur durch eine Konzentration auf die großen Märkte erreichen — von den 23 Orten, in denen "teilAuto" aktiv ist, verfügen nur zwei über weniger als 20.000 Einwohner. Oder durch clevere Methoden, um Nachfrage zu bündeln. So stehen Anbieter von Smartphone-Apps wie beispielsweise "MOQO" bereit, auch in kleinen Gemeinden Fahrzeuge und Nutzer*innen zusammenzubringen. Aber auch Franchises wie das "Dörpsmobil" oder Vollservice-Anbieter wie "Regio.Mobil" stellen ihre Strukturen zur Verfügung, die dann vor Ort für ein eigenes Carsharing-Angebot genutzt werden können.
Unternehmen machen Angebot tragfähig
Eine hohe Nachfrage nach Carsharing-Fahrzeugen entsteht auf natürliche Weise zumeist da, wo viele Menschen täglich viele und lange Wege zurücklegen. Deshalb eignen sich Verwaltungsstandorte oder große Unternehmen gut als sogenannte Ankerkunden, durch deren erhöhte Nutzungsfrequenz das gesamte Carsharing-Angebot in einer ländlichen Gemeinde auch langfristig tragfähig bleibt.
Als Nachbarschaftsauto zurück zu den Wurzeln
Träger dieses Angebots sind in vielen Fällen die Verwaltungen selbst, oder auch lokale Vereine. Damit kehrt das Carsharing im Grunde sogar zu seinen Wurzeln zurück, nämlich zum Nachbarschaftsauto. Während im urbanen Carsharing kein Teilnehmer den anderen kennt und der Anbieter lediglich am Markenzeichen in der App und am Fahrzeug zu erkennen ist, kann ländliches Carsharing mit Gemeinschaftssinn und Engagement punkten. Aus gutem Grund nennt das "Dörpsmobil" aus Schleswig-Holstein sich auch Dorfgemeinschaftsauto.
Es bleibt in kleinen Städten und Gemeinden mit weniger als 20.000 Einwohnern noch viel Luft nach oben beim Carsharing. Aber je mehr Träger, Ankerkunden und Engagierte sich vor Ort finden, desto mehr Erfolgsgeschichten entstehen — auch im ländlichen Carsharing.
Wir unterstützen explizit auch ländliche Gemeinden in NRW dabei, ihren Bürgerinnen und Bürgern den Einstieg ins Carsharing zu erleichtern.
[1] https://carsharing.de/alles-ueber-carsharing/carsharing-zahlen/aktuelle-zahlen-fakten-zum-carsharing-deutschland
[2] https://de.wikipedia.org/wiki/TeilAuto
[3] https://carsharing.de/alles-ueber-carsharing/carsharing-zahlen/aktuelle-zahlen-fakten-zum-carsharing-deutschland
Diese Reihe entstand in Zusammenarbeit mit spitzenkraft.berlin und raumkom.
So funktioniert Carsharing
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