Map Search

Finden Sie die für Sie
relevanten Angebote.

06.06.2024 | Blog

Fußverkehrs-Checks: Diese Evaluationsergebnisse motivieren uns alle

Gehen ist die natürlichste und nachhaltigste Art der Fortbewegung. Trotzdem war den meisten Städten Kreisen und Gemeinden eine autozentrierte Planung in den vergangenen Jahrzehnten wichtiger als Aufenthaltsqualität im öffentlichen Raum, und das sieht man. Dabei erhöhen attraktive Fußwege die Aufenthalts- und Lebensqualität in Kommunen deutlich. Gleichzeitig haben sie eine sehr positive Auswirkung auf die Nutzung des ÖPNV – deshalb haben wir auch diese Form der Mobilität im Blick.

Seit 2019 unterstützen wir, das Zukunftsnetz Mobilität NRW unsere Mitglieder mit den Fußverkehrs-Checks NRW darin, in die Fußverkehrsförderung einzusteigen. Doch auch, wenn das Angebot hervorragend angenommen wird, blieb eine Frage bislang offen: Was passiert mit den Maßnahmenvorschlägen und dem Thema Fußverkehr in der fachbereichsüber­greifenden Arbeit?

Überraschendes Ergebnis
Um Antworten auf diese Frage zu finden, starteten wir im Herbst 2023 mit Unterstützung der Marktforschungsabteilung unseres rheinischen Trägers, dem Verkehrsverbund Rhein-Sieg, eine teilstandardisierte Umfrage. Zur Teilnahme eingeladen waren alle 43 Mitglieder, die bis einschließlich 2022 einen Fußverkehrs-Check durchgeführt haben.

Die Rückmeldungen waren zahlreich: In 43 Kommunen wurde der Fragebogen zumindest teilweise ausgefüllt, aus 36 Kommunen liegen vollständig ausgefüllte Fragebogen vor. Das entspricht einer Rücklaufquote von über 93 Prozent.

Ergebnisse der Evaluation

Die Mobilitätswende muss Chef*innensache sein. Das betonen wir immer wieder. Beim Fußverkehrs-Check scheint das so zu sein: In der Hälfte aller Kommunen nahm die Verwaltungsspitze oder Dezernent*in sowohl am Auftakt als auch am Abschlussworkshop sowie an mindestens einer Begehung teil.

So ging es nach dem Check weiter

Vier Fünftel aller befragten Kommunen stießen nach dem Check Fußverkehrsprojekte an und setzten sie um, insbesondere in den Bereichen Barrierefreiheit, sichere Querungen und Schulwegsicherung. Ein tolles Ergebnis, das zeigt, dass die vorgelegten Maßnahmenlisten nicht in den Schubladen der Verwaltungen verschwinden.

Interessant: Maßnahmen gegen Nutzungskonflikte im ruhenden Verkehr wurden – im Vergleich zu anderen Projekten – weniger häufig umgesetzt, obwohl sie als eine der größten Herausforderungen angesehen werden. Ein Hinweis darauf, dass die Themen Fußverkehr und Parkraummanagement verknüpft betrachtet werden sollten.


Ebenfalls vier Fünftel der Befragten geben an, dass der Fußverkehr seit dem Fußverkehrs-Checks eine höhere Bedeutung in der Kommune hat. Insbesondere durch die Unterstützung von wichtigen anderen Fachbereichen sowie die Unterstützung durch die Verwaltungsspitze und die Politik konnte der Fußverkehr gestärkt werden.

Wir fragen zu selten die, die es betrifft

Im Vergleich zu anderen Verkehrsteilnehmenden werden die Belange des Fußverkehrs bisher insgesamt wenig beachtet. Dabei wissen Fußgänger*innen selbst am besten, was gut für sie ist. Was liegt also näher, als sie bei der Planung und Gestaltung ihrer Fußwege direkt mit einzubeziehen?

Hier setzen die Fußverkehrs-Checks an: Sie bieten die Möglichkeit, einen Prozess zur Förderung des Fußverkehrs in der Kommune zu initiieren, erste Maßnahmen zur Verbesserung des Fußverkehrs umzusetzen, die Verwaltung und Politik für die Bedürfnisse der Fußgänger zu sensibilisieren und gleichzeitig die Zielgruppe (besser) zu beteiligen. Seit 2019 bieten wir unseren Mitgliedern im Wettbewerbsverfahren die Möglichkeit eines Fußverkehrs-Checks an. Die Gewinner erhalten

  • einen individuellen Status quo-Bericht zum Fußverkehr,
  • eine Stärken-Schwächen-Analyse,
  • einen Maßnahmenplan mit Prioritäten sowie
  • Anregungen für eine Verstetigung der Fußverkehrsförderung in der Kommune.

Das Tolle an unserem Fußverkehrs-Check: Teilnehmende Kommunen werden durch die fachliche Expertise eines Fachbüros unterstützt, das die Kommune engmaschig und vertrauensvoll durch den Prozess begleitet. Gefördert werden die Fußverkehrs-Checks zu 100 Prozent durch das Ministerium für Umwelt, Naturschutz und Verkehr des Landes Nordrhein-Westfalen. Für die Kommunen fallen keine Kosten an.

 

In den ersten fünf Jahren seit Bestehen des Angebots haben bereits 58 Mitglieder im Zukunftsnetz Mobilität NRW den begleiteten Fußverkehrs-Check gemacht. Im Jahr 2024 werden zwölf weitere hinzukommen.

Übersehene Zielgruppe

In Städten gehen über 90 Prozent der Menschen zu Fuß zu Haltestellen und Bahnhöfen. Wer mit dem Bus oder der Bahn fährt, ist also nicht nur Fahrgast, sondern gleichzeitig häufig auch Fußgänger*in.

Entsprechend ist es auch für die Nutzung des öffentlichen Nahverkehrs von Vorteil, wenn Straßenräume auch für Fußgänger*innen attraktiver werden. Dieser Zusammenhang wird oft übersehen. Die Evaluation der Fußverkehrs-Checks zeigt uns: Das Angebot macht viele dieser Zusammenhänge sichtbar und sensibilisiert für eine fachübergreifende Betrachtungsweise.


Apropos abteilungsübergreifende Unterstützung: Rund 50 Prozent der Kommunen attestierten eine Stärkung der kommunalen Beteiligungskultur und der fachbereichsübergreifenden Zusammenarbeit. Bei mehr als der Hälfte (58 Prozent) wirkt sich der Fußverkehrs-Check zudem positiv auf den Aufbau der Strukturen für ein kommunales Mobilitätsmanagement aus.

Was wir aus der Befragung mitnehmen

Die Ergebnisse der Befragung geben uns Sicherheit: Fußverkehrs-Checks wirken. Sie zeigen Wirkung hinsichtlich des Standings des Fußverkehrs in der Kommunen. Sie vermitteln Kommunen oftmals dringend benötigtes Fachwissen und sind darüber hinaus die Auslöser dafür, dass sich theoretisches Fachwissen in die Praxis umsetzt. 
Fußverkehrs-Checks zeigen außerdem Wirkung hinsichtlich des Change-Prozesses innerhalb der Verwaltungen. Sie stoßen eine abteilungsübergreifende Zusammenarbeit an und fördern den verwaltungsinternen KOMM-Prozess.

Die Ergebnisse bestätigen außerdem, dass der Ablauf der Fußverkehrs-Checks mit seinen Bausteinen Auftaktworkshop, Begehung, Maßnahmenworkshop, Vorstellung der Ergebnisse (in der Politik) der richtige ist.

Man kann auch andere Fortbewegungsarten checken

Die Ergebnisse der Evaluation ermutigen uns, die Fußverkehrs-Checks weiterhin anzubieten und weiterzuentwickeln. Und wer weiß, vielleicht geht ja eines Tages der Wunsch dieses anonymen Ausfüllers in Erfüllung: „Kann es entsprechend zum Fußverkehrs-Check vielleicht auch einen Radverkehrs-Check geben?“

 

Autorin

Katja Naefe

Autorin

Katja Naefe arbeitet in der Koordinierungsstelle Rheinland im Bereich Nahmobilität und Fußverkehr.

Autor

Johann Kömen

Autor

Johann Kömen arbeitete in der Koordinierungsstelle Rheinland im Bereich Verkehrsplanung.


Weitere Beiträge

21.11.2024 | Aktuelles

Kölner Beteiligung

Wir beraten unsere Mitglieder zunehmend zum Thema Kommunales Mobilitätskonzept – dem so genannten Sustainable Urban Mobility Plans (SUMP). Denn dabei gibt es einiges zu beachten, vor allem die Beteiligung der Bürger*innen ist wichtig. Wie man das richtig gut macht, zeigt die Stadt Köln.

Weiterlesen

20.11.2024 | Aktuelles

Neuer Teilnahmerekord: Schülerinnen und Schüler sammeln über 11,6 Millionen Kilometer im Landeswettbewerb „Schulradeln NRW“

Über 11,6 Millionen Radkilometer sind beim diesjährigen Landeswettbewerb „Schulradeln NRW“ zusammengekommen. Für die bestplatzierten Teams gab es am 20. November 20204 in den Abenteuerhallen Köln Kalk Preise und Urkunden. Lesen Sie hier unsere Pressemitteilung dazu.

Weiterlesen

20.11.2024 | Aktuelles

„Vernetzt mobil im Rheinischen Revier“: Neues Förderangebot für Mobilstationen startet

Ab sofort können Kommunen über das Angebot „Vernetzt mobil im Rheinischen Revier – Mobilstationen der Zukunft“ Fördermittel für Planung, Bau und Ausbau von Mobilstationen beantragen. Eine erste Informationsveranstaltung findet am 26. November 2024 statt.

Weiterlesen